De herinnerde soldaat
Duitse, Engels en Franse vertalingen
Deutschlandfunk, 7 april 2024, door Helmut Böttiger

Buch der Woche
In Anjet Daanjes Roman hat die Hauptfigur an der Front im Ersten Weltkrieg das Gedächtnis verloren. Daraus entwickelt sich eine spannende Geschichte, die weitaus aktueller ist, als es zunächst scheint: aufwühlend, psychologisch abgründig und keine Seite zu lang.
Zum Schluss weiß man, dass der Anfang dieses Romans vergleichsweise harmlos war.
Dabei sind schon die ersten Seiten sehr fesselnd, man sieht sich sofort in eine irritierende, emotional fremde und bizarre Szenerie versetzt, spannend und verstörend zugleich. Man ahnt aber nicht, welch verschlungene Wege noch folgen werden, bevor man nach den letzten Sätzen auf Seite 820 innehält und sich fragt: Was war das denn jetzt? Man hat sich in den Jahren 1922 und 1923 hauptsächlich in
Anjet Daanje
Belgien aufgehalten, soviel ist sicher. Sonst aber ziemlich wenig. [...]
Die Autorin Anjet Daanje hat bereits früh Drehbücher geschrieben und außerdem Numerik und Mathematikgeschichte studiert. Beides ist dem Roman anzumerken. Etwas Filmisches ist immer gegenwärtig, doch man weiß im selben Moment, dass das, was sich in diesen Sätzen und Windungen abspielt und was im Kopf des Protagonisten passiert, nicht verfilmbar ist. Es entsteht ein merkwürdiger Sog, und das hat etwas mit dem ungewöhnlichen Satzbau und Satzrhythmus zu tun: Jeder Absatz beginnt mit einem „Und“, und in jeder Passage taucht dieses „Und“ ebenfalls wieder auf. Diese obsessive Parataxe vermittelt ein Gefühl des Ausgeliefertseins, des Unendlichen und zeugt von einer großen Dringlichkeit des Erzählens und des Erzählten. [...]
Es erklärt sich schnell, warum dieser Roman so lang sein muss. Der Protagonist übt sich in seine neue Weltwahrnehmung ein, und das wird hautnah
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